Die Ausstellung
Ein ansteckend fröhliches Lachen prägt das Plakatmotiv der Ausstellung Now Is The Time. Es ist das Lachen eines Maskengesichts, das ein Hersteller sakraler Masken in der indischen Küstenregion Konkan als profanes, aber persönliches Motiv gestaltet hat und mit dem er sich nun auf einer Fahrradfelge am Straßenrand sitzend der Kamera präsentiert. Er folgte damit einer an die Dorfbewohner*innen gerichteten Bitte der indischen Konzeptkünstlerin Gauri Gill, anstelle überlieferter Motive einmal den eigenen Gemütszustand zwischen Traum und Realität zum Thema zu machen. Die Fotografie des Maskenträgers, der hier seine eigene Rolle spielt, ist eine von vielen Neuerwerbungen, die in der Jubiläumsausstellung zum 25-jährigen Bestehen der Sammlung zu sehen sind und die die aktuelle inhaltliche Ausrichtung verkörpern.
1994 wurde das Kunstmuseum Wolfsburg gegründet und mit ihm der Startschuss für die Entwicklung einer profilierten Sammlung gegeben. Now Is The Time – Der programmatische Titel geht zurück auf Michel Majerus“ ebenso programmatisches Werk „What looks good today may not look good tomorrow“ (1999) in der Sammlung des Kunstmuseums Wolfsburg.
Nach 25 spannenden Jahren ist die Zeit gekommen, den bislang umfassendsten Blick auf die Sammlung zu werfen. Mit mehr als 600 Installationen, Werkgruppen und Einzelarbeiten von 100 Künstler*innen genießt die Sammlung mittlerweile einen internationalen Ruf und verleiht der Industriestadt Wolfsburg als kultureller Leuchtturm eine weitreichende Ausstrahlung.
Auf allen frisch sanierten Ausstellungsebenen des Museums sind Werke von 77 internationalen Künstler*innen in dialogischen oder thematischen Zusammenhängen wieder oder neu zu entdecken. Das Spektrum erstreckt sich von Erwerbungen der ersten Stunde bis hin zu jüngst erworbenen Arbeiten, die entweder an bestehende Themenstränge anknüpfen oder neue Richtungen einschlagen.
Now Is The Time bietet einen Dialog zwischen Werken der Spätmoderne und jüngeren Positionen bis hin zu Vertreter*innen der globalen Kunst. So stehen sich am Beginn der Ausstellung zwei Werke exemplarisch gegenüber: Jörg Immendorffs auf großer Leinwand gemalter Kommentar zur 1989 erfolgten innerdeutschen Grenzöffnung „Kleine Reise (Hasensülze)“ (1990) mit Marcel Duchamp im Mittelpunkt auf der einen Seite; und auf der anderen Seite die auf 58 herausgetrennten Buchseiten gemalten Kommentare zum Erbe der Kolonialzeit der aus der Dominikanischen Republik stammenden Firelei Báez, die sich auf ihre Herkunft und Identität beziehen (2018).
Ein Blick zurück nach vorn: Brüche und Entwicklungen in der Kunstgeschichte der letzten vierzig Jahre werden aufgezeigt, aber auch Vielfalt und Gleichzeitigkeit der künstlerischen Produktionen. Denn mit der Sammlung wurde zu einem Zeitpunkt begonnen, an dem die Globalisierung der Kunst sich erst zu entwickeln begann. Somit vollzog sich der Aufbau der Sammlung insbesondere vor dem Hintergrund einer rasanten Visualisierung und Medialisierung, dem Anwachsen der viel zitierten „Bilderflut“, die durch die neue Kunst gespiegelt wurde und die mit den Exponaten der Ausstellung nachvollzogen werden kann.
Das Schlüsseljahr der Sammlung ist 1968. Fast alle Werke sind nach dieser Epochenwende entstanden. In der Ausstellung reicht der Spannungsbogen von lange nicht gezeigten bis zu aktuell erworbenen Werken, von Franz Ackermann über Christian Boltanski und Elizabeth Peyton bis zu Fiona Tan und Thomas Zipp. In den letzten Jahren ist es gelungen, die Sammlung nochmals substanziell zu erweitern – vor allem mit globalen, weiblichen und politischen Positionen – insbesondere auch dank der Unterstützung durch Zustiftungen von Privatpersonen und des Freundeskreises des Kunstmuseums Wolfsburg.
Die Künstler*innen der Ausstellung
Franz Ackermann, Carl Andre, Nobuyoshi Araki, John M Armleder, Katie Armstrong, Richard Artschwager, Awst & Walther, Caroline Bachmann & Stefan Banz, Firelei Báez, Richard Billingham, Christian Boltanski, Stanley Brouwn, Jan de Cock, Tony Cragg, Rene Daniels, Jan Dibbets, Burhan Dogancay, Peter Fischli/David Weiss, Sandra Gamarra, Gilbert & George, Gauri Gill, Liam Gillick, Douglas Gordon, Andreas Gursky, Brian Harte, Eberhard Havekost, Jeppe Hein, Georg Herold, Gary Hill, Rebecca Horn, Pieter Hugo, Jörg Immendorff, Christian Jankowski, Sergej Jensen, Anselm Kiefer, In Sook Kim, Imi Knoebel, Gert Jan Kocken, Ola Kolehmainen, Jeff Koons, Jannis Kounellis, Pia Linz, Sharon Lockhart, Michel Majerus, Joseph Marioni, Remy Markowitsch, Maix Mayer, Gerhard Merz, Mario Merz, Radenko Milak, Sarah Morris, Maurizio Nannucci, Bruce Nauman, Julian Opie, Nam June Paik, Verner Panton, Elizabeth Peyton, Daniel Pflumm, Otto Piene, Julius Popp, Prajakta Potnis, Neo Rauch, Thomas Schütte, Mithu Sen, Cindy Sherman, Beat Streuli, Philip Taaffe, Fiona Tan, Sam Taylor-Johnson, Mette Tronvoll, Luc Tuymans, Mariana Vassileva, Jeff Wall, James Welling, Tim Wolff, Erwin Wurm, Thomas Zipp.
Der Katalog
Zum 25-jährigen Jubiläum des Kunstmuseums Wolfsburg erscheint im Mai ein Katalog mit Werken aller in der Sammlung vertretenen Künstler*innen im Verlag Hatje Cantz. Neben einem Vorwort von Andreas Beitin und einem einführenden Essay von Holger Broeker würdigen Texte von 97 internationalen Autor*innen die Werke der Sammlung (496 Seiten, 360 Abbildungen), in deutscher und englischer Ausgabe, 48,- EUR im Museumshop.
Das Kunstmuseum Wolfsburg bietet mit seiner großen Ausstellungshalle, die von Projekt zu Projekt architektonisch völlig verändert wird, eine ideale Hülle zur Präsentation internationaler zeitgenössischer Kunst, thematischer Überblicksschauen sowie aufwendiger Künstlerprojekte. Den Besucher erwarten mehrere Wechselausstellungen pro Jahr und ein innovatives Vermittlungsprogramm mit interaktiven Werkstatt-Projekten. Das Museumsrestaurant Awilon verwöhnt Sie kulinarisch mit internationalen Spezialitäten. Im gut sortierten Museumshop finden Sie neben vielen Kunstbänden ausgefallene Geschenkartikel.
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Bildquelle: © Gauri Gill
Der Artikel Jubiläumsausstellung NOW IS THE TIME startet am 24. März erschien zuerst auf Artikel-Presse.de - Nachrichten im Mittelpunkt..